Gedenken an die Opfer der Shoah
Wir erinnern heute, zum 76. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz-Birkenau der sechs Millionen Opfer des Nationalsozialismus, getötet aufgrund ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihrer politischen Einstellung oder ihrer sexuellen Orientierung. Unter den Opfern waren auch Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und körperlich Versehrte, die durch die staatliche Euthanasie ums Leben kamen.
Bis zur Befreiung durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 wurden allein im Konzentrationslager-Komplex Auschwitz, der insgesamt aus drei Lagern bestand und somit das größte Arbeits- und Vernichtungslager war, etwa 1,5 Millionen Juden und viele tausend Sinti, Roma und Polen ermordet.
Zwei Opfer von Auschwitz waren Julius Gottschalk, 1898 als Sohn von August-Gottschalk (Namensgeber unseres Museums) in Esens geboren und Ruth Nußbaum. Ihre Geschichten stehen hier stellvertretend und mahnend für all die Opfer, die es nicht zu vergessen gilt.
Julius Gottschalk wurde 1898 in Esens geboren und besuchte später das Gymnasium in Norden. Noch im Jahr 1918 musste er in den Kampf ziehen und wurde am letzten Kriegstag schwer verwundet. Zwei Jahre lag er in einem Lazarett wegen einer schweren Beinverletzung. Er studierte in Göttingen, sein Lehrerseminar absolvierte er in Köln. Bis 1940 arbeitete Julius in Emden als Lehrer. Später zog er mit seiner Familie nach Hamburg und leitete ein Waisenhaus. Im Jahr 1942 wurden Julius Gottschalk, seine Frau und ihre drei Kinder nach Theresienstadt deportiert und von dort aus nach Auschwitz verschleppt und ermordet.
Ruth Nußbaum, 1936 (auf dieser Aufnahme achtjährig), musste im Jahr 1939 in Holland untertauchen. Drei Jahre später, 1942, wurde sie zusammen mit ihrer Pflegefamilie deportiert. Sie ging mit der Illusion, irgendwo im Osten ihre Eltern zu finden aber sie starb allein in Auschwitz.
Die Gefahr des Vergessens ist groß, da die Zeitzeugen nach und nach versterben. Es ist an uns, die Erinnerung wachzuhalten, nicht nur an diesem Tag, und dem aktuell aufkeimenden Antisemitismus und der Fremdenfeindlichkeit entgegenzutreten. Es ist an uns, den Kontakt zu den Überlebenden wie auch zu den Nachfahren unserer ehemaligen Mitbürger, Nachbarn und Freunde zu suchen. Es kann nicht sein, dass in unserer heutigen Zeit, Jüdinnen und Juden in der Öffentlichkeit ihre religiöse Identität verstecken müssen, Anschläge auf ihr Leben fürchten müssen und über Emigration nachdenken. Es stellt sich hier die Frage, was haben wir aus der Vergangenheit gelernt. Wir tragen die Verantwortung dafür, dass so etwas niemals wieder geschieht.